"Blind Booking" scheint der neue Reisetrend 2019 zu sein. Für wenig Geld gibt es einen Flug ins Ungewisse. Doch lohnt sich das?
Schon öfter war ich auf Seiten von Airlines unterwegs, die Blind Booking bewerben. Für einen schmalen Taler, geht es angeblich in die schönsten Metropolen Europas. Nur wohin genau es geht, darauf hat man keinen Einfluss.
Ich erwische mich dabei, wie ich auf einer Seite dieser Airlines rumklicke und mich von den bunten Bildern und niedrigen Preisen beeindrucken lasse. „Das
wäre doch ein richtiges Abenteuer“, versuche ich mir die Überraschungsreise schön zu reden. Meine Neugier ist geweckt, doch die Angst Geld für eine schreckliche Reise auszugeben, ist ebenfalls
allgegenwärtig. Doch hängt der Erfolg einer Reise vom Zielort ab? Ich denke nicht.
Gerne bilde ich mir ein, abenteuerlustig und mutig zu sein, doch in diesen Momenten merke ich, wie gerne ich alles bis in kleinste Detail durchplanen würde. Meine letzten Reisen verliefen alle relativ ähnlich: Standard-Hotel mit Frühstück, Standardreiseführer und Standard-Touriattraktionen.
Vielleicht bringt mich das Blind Booking ja an Orte, die ich sonst niemals als Reiseziel in Betracht gezogen hätte, denke ich mir. In Ost-Europa war ich
zum Beispiel noch nie. Gleichzeitig könnte ich aber auch an einem Top Touristenort wie Barcelona oder Rom landen, für den man sonst viel zahlen müsste. Die Freude, vielleicht ein Schnäppchen
machen zu können, treibt mich an. Hin- und Rückflug kosten unabhängig vom Ziel, schließlich zusammen nur 66€.
Ich klicke mich noch ein paar Mal durch die möglichen Auswahl-Kategorien auf der Seite der Airline - „Metropolen“, „Kultur“, „Party“ oder „Natur“. Da ich weder ein Partylöwe bin, noch sonderlich Lust habe im Februar durch Wälder zu wandern, entscheide ich mich schließlich für „Kultur“. Ich klicke auf ein malerisches Bild vom Kolosseum um die Kategorie auszuwählen.
Das Bild vom Kolosseum lässt mich direkt wieder Tagträumen – von mediterranen Städten und unbekannten Kulturen. Die Liste mit den möglichen Städten öffnet sich. Schnell überfliege ich sie… Budapest, London, Mailand, Faro.. und Dresden, Leipzig und München.
Dresden ist jetzt nicht so ganz das was ich mir unter fremder Kultur vorgestellt habe. Über der Liste sehe ich den Hinweis, dass man für jeweils fünf Euro eine Stadt aus der Auswahl rauswerfen kann.
Nun ist der Flug schon so günstig, denke ich mir, da kann ich mir den Luxus wohl auch noch leisten. Ich beschließe zwei Städte rauszuwerfen. Dresden und Leipzig müssen dran glauben. Vielleicht sind es Vorurteile und ich schmeiße sie zu Unrecht aus der Auswahl, aber als Reiseziele reizen sie mich eigentlich nicht. Schnell merke ich, dass ich damit meinen Vorsatz „neue Reiseziele zu entdecken“ eigentlich schon wieder verworfen habe. Nichts desto trotz wähle ich die Haken hinter den beiden Städten ab und nehme dafür hin, das sich der Preis meiner Reise um zehn Euro erhöht.
Ich schaue in meinen Kalender und entscheide mich für ein Wochenende in einem Monat. Obwohl ich nur Montags bis Donnerstags, und im Normalfall nur bis in
den frühen Nachmittag arbeite, kann ich dadurch dass ich nicht weiß wann der Flug gehen würde, den Reisezeitraum erst ab Freitag anwählen. Würde ich konventionell buchen, hätte ich direkt sehen
können, wann es losgeht und hätte wohlmöglich Abends fliegen können und damit bis zu einem Tag mehr gehabt. Naja... blöd gelaufen, aber es gibt schlimmeres, denke ich mir.
Dann trage ich meine persönlichen Daten ein und wähle eine Zahlungsart aus. Während ich das tue überlege ich, was das schlimmste ist, was passieren
könnte? Was ist wenn ich mir keine Unterkunft an meinem Zielort leisten kann?
"Zahlungsvorgang abgeschlossen" zeigt mir die Website der Airline an. Und noch bevor ich es erwartet habe, ploppt auf einmal "deine Reise geht nach München" auf. München? ... München!
Für einen Moment bin ich wahnsinnig enttäuscht. Neben Reisezielen, wie Faro, Barcelona oder auch Prag, wirkt München auf mich eher, wie der Trostpreis.
Dann bemerke ich die Abflugzeiten für Hin- und Rückflug. Es geht Freitags um 18 Uhr hin und Sonntags um 9 Uhr wieder zurück. Na toll, denke ich mir. Also
fliege ich für einen Tag nach München. Klimafreundlich ist anders. Aber gut, seis drum. Immerhin habe ich ja einen Restplatz gebucht der sonst vielleicht sogar leer geblieben wäre.
Ich beginne mich über Unterkünfte in München zu informieren und merke schnell, dass München nicht so ganz meinem Budget entspricht. Für eine Nacht im
Hotel müsste ich mehr zahlen als für Hin- und Rückflug. Und auch die Auswahl an Zimmern bei AirBnB ist so kurzfristig eher spärlich. Das günstigeste was ich auf die schnelle noch finde, ist ein
Bett in einem sechsbett Hostel-Zimmer.
In einem richtigen Hostel, so mit fremden Leuten auf einem Zimmer war ich zuvor noch nie. Und eigentlich bin ich auch ein Mensch, der ab und zu ganz froh ist, wenn er seine Ruhe hat und sich alleine zurück ziehen kann. Aber für zwei Nächte, werde ich mich schon damit engagieren können, denke ich mir. Viele Freunde von mir übernachten auf ihren Reisen fast ausschließlich in Hostels und die haben es auch immer irgendwie überlebt.
Ich buche also ein Bett im A&O Hostel Hackerbrücke, dass ca. zwei Kilometer vom Stadtkern entfernt ist. Dort kann ich für 18€ die Nacht übernachten, was für München glaub ich unschlagbar ist. Dafür muss der Komfort halt etwas leiden. Die Tage bis zum Abflug verbringe ich damit, mich über München und seine Sehenswürdigkeiten zu informieren. Es sollte schließlich mein erster Besuch in München werden.
Der Flug
Beim Blind Booking ist Standardmäßig nur Handgepäck mitinbegriffen. Für einen kurzen Wochenendtrip ist das auch völlig ausreichend. Wer trotzdem mehr Gepäck
mitnehmen möchte, kann aber natürlich auch hier für einen Aufpreis den Flug upgraden. Der Flug selber ging, wie erwartet schnell um und war relativ ereignislos. Softgetränke waren im Ticket nicht
mitinbegriffen. Lediglich Tee oder Kaffee gab es für mich umsonst. Da der Flug nach München ja aber auch nur eine Stunde ging, ist mir das eigentlich nicht mal sonderlich aufgefallen. Ansonsten
war der Flug, wie jeder andere auch.
Mein Fazit
Ich persönlich war ehrlich gesagt von meinem Reiseziel etwas enttäuscht. Natürlich war mir durch die Liste der Reiseziele bewusst, dass es nach München gehen könnte. Trotzdem hatte ich gehofft, zumindest ins Ausland fliegen zu können. Und auch, wenn meine Reise am Ende echt toll war, hatte ich mir etwas mehr erhofft. Vielleicht waren meine Erwartungen auch einfach zu groß, aber ich werde in Zukunft wohl erstmal wieder "sehend" buchen.
Man kann mit Blind Booking durchaus ein Schnäppchen machen, wenn man sich auf die Überraschung einlassen möchte. Da sich die Preise beim Blind Booking nicht, wie bei normalen Flügen von Tag zu Tag ändern, kann man besonders in den Hauptreisezeiten wo die Preise in die Höhe steigen einen Schnapper machen. Auch, wenn man nur in einem sehr begrenzten Zeitraum Zeit hat und man einfach nur einen Tapetenwechsel braucht, kann Blind Booking sicherlich sinnvoll sein. Aber, man sollte sich nicht von dem vermeintlichen Tiefstpreisen komplett blenden lassen und trotzdem die Flugpreise im Internet vergleichen. Billigairlines wie Ryanair bieten innerhalb Europas immer wieder Tickets für nicht mal 20€ pro Flug an. Achtet dort nur immer bitte auf zusätzliche Kosten, die Beispielsweise durch das Ausdrucken der Boardkarte am Flughafen anfallen können. Auch Apps und Websiten, wie Urlaubsguru oder Urlaubspiraten können euch helfen, Schnäppchen zu entdecken. Eine Website, die ich euch zum Schluss außerdem noch an Herz legen möchte, ist "skyscanner.de". Dort könnt ihr nach günstigen Flügen suchen, ohne einen Ort anzugeben. So könnt ihr euch inspieren lassen, habt aber immernoch die Möglichkeit euer Reiseziel selbst zu bestimmen.
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